Lufthansa Deal in Gefahr? Thiel sagt ja, Scholz sagt nein, Ich sag es nervt

Ist der Lufthansa Deal in Gefahr? Über die letzten Wochen hat sich der Deutsche Unternehmer Heinz Hermann Thiele von seiner ursprünglichen Beteiligung von 5% auf insgesamt mehr 15,5% der Aktienanteile der Lufthansa eingekauft. Dies könnte die Lufthansa Rettung auf den letzten Metern doch noch zur Wackelpartie machen, da sie noch auf der Aktionärs-Hauptversammlung bestätigt werden muss.

Bei einer Präsenz der Hauptversammlung von mehr als 50% der Aktionäre würde eine einfache Mehrheit für den Beschluss ausreichen. Allerdings waren bei der letzten Versammlung nur rund ein Drittel der Aktionäre anwesend. Sollte das Minimum von 50% anwesender Aktionäre nicht erreicht werden könnte Thiel tatsächlich im Alleingang eine Einigung unterbinden, da so eine zwei Drittel Mehrheit benötigt wird. (Bei 33% Anweisenheit hat Thiel quasi 45% der anwesenden Aktien, weshalb 66% Zustimmung ohne seine Anteile nicht mehr möglich wären)

Thiel sagte in einem Interview gegenüber der F.A.Z., dass er mit der Verhandlungsleistung von Carsten Spohr nicht zufrieden sei, da er nicht das Gefühl habe, dass alle Alternativen wirklich ausgelotet wurden. Für eine Finanzspritze von insgesamt 9 Milliarden Euro soll der Staat unter anderem einen Anteil von 20% am Unternehmen erhalten. Diese 20% sollen durch die Ausgabe neuer Aktien zusammengestellt werden, was die Anteile aller anderen Aktionäre verwässert würden, was verständlicherweise auf nicht allzu viel Begeisterung stößt.

Die Stimmrechte sollten, außer in Ausnahmen wie beispielsweise einer geplanten Übernahme, vom Staat nicht beansprucht werden. Thiel kritisiert nicht nur die Höhe von 20% sondern bezweifelt auch dass man in der Regierung an die Absprache über die Mitspracherechte tatsächlich halten würde.

Dabei ließ er allerdings offen, ob er bei der Versammlung tatsächlich mit Nein abstimmen wird oder nicht. Er schlug beispielsweise eine indirekte Beteiligung des Staates durch die KfW Bank an der Lufthansa vor. Dies würde allerdings bedeuten, dass der Lufthansa Deal neu ausgehandelt werden müsste, was sehr unwahrscheinlich ist.

So schloss Olaf Scholz Nachverhandlungen bereits vehement aus. Die gemeinsam gefundene Lösung sei gut und man hoffe nun entsprechend auf eine gute Entscheidung der Aktionäre, sagte der Finanzminister am Mittwoch in Berlin.

Sollten die Aktionäre sich gegen die Beteiligung entscheiden, müsste die Lufthansa direkt im Anschluss der Versammlung einen Schutzschirmverfahren beantragen. Dazu sagte Thiel gegenüber der F.A.Z. „die Existenz der Lufthansa wäre in einer Insolvenz nicht am darauffolgenden Tag erledigt. Es könnten sich daraus ebenso neue Möglichkeiten ergeben, auch wenn natürlich das Risiko steigt.“

Zusätzlich forderte er auch „Der Lufthansa-Chef sollte ein Gespür dafür entwickeln, was die Großaktionäre denken“…

Ein Kommentar

So sieht momentan die Faktenlage aus. Eigentlich hatte ich auch gar keine Lust wieder über das gleiche alte Thema zu schreiben und die gleichen alten Sachen zu bemängeln.

Als ich allerdings den letzten Satz von Thiel gelesen habe, bin ich doch ein wenig sauer geworden, wie vermutlich viele Mitarbeiter und Kunden der Lufthansa auch. Denn es könnte mir wirklich nicht egaler sein, was Herr Thiel als Großaktionäre so denkt. Insbesondere dann nicht, wenn diese Großaktionäre im völligen Wissen über den aktuellen Verhandlungsstand ihr Depot noch verdreifacht haben.

Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Shareholder natürlich extrem wichtig, aus jeder anderen Sicht aber nicht. Und wenn man sich als Milliardär ungerecht behandelt fühlt, sollte man vielleicht mal darüber nachdenken, wie sich wohl die Leute fühlen, deren Existenz an der Lufthansa hängt und die nicht ein paar Milliarden auf dem Konto liegen haben.

Dass die Lufthansa Rettung keine schöne Angelegenheit ist und man sich auch darüber streiten kann, ob die 9 Milliarden bei einer Airline wirklich am besten Aufgehoben sind, die direkt 22.000 Mitarbeiter entlassen will, jede Menge Firmen in Steuerparadiesen hat und sowieso nicht die kundenfreundlichste aller Firmen ist, will ich allerdings auch nicht bestreiten.

Allerdings sind über 100.000 Menschen bei der Lufthansa eingestellt und sorgen sich um ihre Zukunft, während eine noch deutlich größere Zahl an Menschen noch offene Rückzahlungen, Gutscheine oder Tickets bei der Lufthansa hat. Und sich dann als 8. reichster Mensch Deutschlands massiv bei der Airline einzukaufen und direkt im Anschluss zu behaupten, die Interessen der Aktionäre würden nicht angemessen berücksichtigt werden, das braucht es meiner ganz privaten Meinung nach grade wirklich nicht.

Bleiben wir also gespannt, wie die Hauptversammlung am 25. Juni so laufen wird. Die Lufthansa hat sich jedenfalls per Pressemitteilung an alle ihre Anteilseigner gewendet und darum gebeten, bitte möglichst zahlreich auf der digitalen Versammlung zu erscheinen

Die Pressemitteilung

Die Hauptversammlung der Gesellschaft soll am 25. Juni über die Kapitalmaßnahmen und die 20%ige Beteiligung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesrepublik Deutschland an der Deutschen Lufthansa AG entscheiden. Davon hängt die Umsetzung des mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds vereinbarten Stabilisierungspakets in Höhe von EUR 9 Milliarden ab.

Der Vorstand geht aktuell davon aus, dass die Präsenz bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni unter 50% liegen wird. Er hält es angesichts der jüngsten öffentlichen Äußerungen des größten Einzelaktionärs, Heinz-Hermann Thiele, für möglich, dass das Stabilisierungspaket die in diesem Fall erforderliche Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen verfehlen könnte. Dies würde bedeuten, dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt.

Heinz-Hermann Thiele hat sich in einem gestern Abend veröffentlichten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisch über die Konditionen des mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesrepublik Deutschland ausgehandelten Stabilisierungspakets geäußert und seine Zustimmung offengelassen. Im Interview gibt er an, seinen Anteil am Grundkapital der Deutschen Lufthansa AG auf über 15% erhöht zu haben und dies der Gesellschaft auch offiziell mitzuteilen.

Nach dem Wirtschaftsstabilisierungsbeschleunigungsgesetz ist bei einer Präsenz von unter 50% eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen für die Annahme der Stabilisierungsmaßnahmen erforderlich. Die ebenfalls virtuell durchgeführte ordentliche Hauptversammlung am 5. Mai verzeichnete lediglich eine Präsenz von 33%. Im Falle einer Präsenz von über 50% verringert sich das Zustimmungserfordernis auf die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. 

Der Vorstand richtet an alle privaten und institutionellen Aktionäre den eindringlichen Appell, ihr Stimmrecht wahrzunehmen und an der Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens mitzuwirken. Anmeldeschluss für die Teilnahme an der Hauptversammlung ist der 20. Juni, 24 Uhr. Weitere Informationen zur Hauptversammlung sind auf der Internetseite der Gesellschaft verfügbar.

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