1,8 Milliarden Euro muss die Lufthansa an Ticketkosten an Passagiere zurück erstatten, das sind genau 20% der Staatshilfen von 9 Milliarden Euro, die die Lufthansa nun erhalten soll. Ein Großteil dieser 1,8 Milliarden Euro, wenn nicht sogar die vollständige Summe, hätten aber eigentlich schon längst ausgezahlt werden müssen.
Denn in Deutschland gilt laut Gesetz, dass das Geld von stornierten Tickets innerhalb von 14 Tagen zurücküberwiesen werden muss. Das ist normalerweise bei der Lufthansa auch gar kein Problem, da man ein automatisches Rückerstattungssystem etabliert hat. Dieses System ist nun allerdings deaktiviert worden.
Interessanterweise wird die alte Version der Website noch auf Google angezeigt, auf der Website selbst sind jedoch jegliche Hinweise auf eine automatische Erstattung entfernt worden.
Problematisch ist übrigens auch, dass die Rückerstattung bei Buchungen über Reisebüros auch von den Reisebüros übernommen werden muss. Diese bekommen das Geld zwar letztlich (zumindest theoretisch) auch von der Lufthansa zurück, müssen es aber momentan vorstrecken was bereits verschiedene Reiseanbieter in die Insolvenz getrieben hat.
Gegenüber dem Handelsblatt hat die Lufthansa diesen Schritt damit verteidigt, dass das hohe Anfragevolumen dazu geführt hätte, dass man das etablierte System anpassen musste. Hin zu manueller Bearbeitung und weg von automatischer, weil die Zahl der Anträge gestiegen ist? Das klingt in dieser Situation fast zu praktisch, um wahr zu sein.
Auch ob die Lufthansa damit vor Gericht durchkommen wird, ist fraglich. Denn viele Kunden sind, verständlicherweise, nicht sehr glücklich mit der Vorgehensweise der größten Airline Europas. So hat das Verbraucherportal Flightright bereits eine Sammelklage von über 20.000 Passagieren über eine Höhe von 20 Millionen Euro angekündigt, die sich allerdings zum Teil auch gegen Ryanair richtet.
Der Bayrische Rundfunk berichtete sogar vor einigen Wochen, dass man bei der Lufthansa Hotline den Kunden dazu raten würde, die Lufthansa zu verklagen.
Generell hält aber nicht nur die Lufthansa das Geld für stornierte Tickets zurück. 165 von insgesamt 180 Airlines weltweit hätten diesen Schritt getan, so der Chef Ticketgroßhändlers AER gegenüber dem Handelsblatt.
Eine Zusammenfassung der letzten Monate
Nochmal ein Überblick über alles, was rund um die Lufthansa in den letzten Tagen und Wochen so passiert ist.
- Die angedrohte Insolvenz
Man hat Kunden darum gebeten, Gutscheine statt Stornierungen zu wählen. Im Anschluss hat man gedroht, bei zu viel Mitsprache vom Staat bei einer Rettung lieber die Insolvenz zu wählen, womit auch alle Gutscheine verfallen wären - Die Steueroasen
Man möchte 9 Milliarden Euro Zuschüsse, meckert aber über zu viel Staatsbeteiligung (vielleicht ja sogar zu Recht), hat aber über 30 Tochterfirmen und Zweigstellen in Steueroasen - Das zurückgehaltene Geld
Man deaktiviert die automatische Ticketerstattung um die gesetzlich verpflichtenden Rückzahlungen zu verzögern
Jetzt lässt sich natürlich darüber diskutieren, wie viele Alternativen es zu den oben stehenden Punkten gibt. Kann man als internationale Firma überhaupt ohne (legale) Steuertricks überleben. Hätte man die 1,8 Milliarden wirklich zurückzahlen können ohne Pleite zu gehen, was für alle schlimmer gewesen wäre? Bedeutet eine zu große Staatsbeteiligung auf lange Sicht nicht das Ende der Lufthansa und wäre damit noch schlimmer?
Meiner Meinung nach berechtigte Einwände, auf die ich keine eindeutige Antwort habe. Was allerdings doch eindeutig ist, ist die Tatsache, dass die Lufthansa immer wieder meine Erwartungen erfüllt. Und diese Erwartung ist: Profit über Kundenbedürfnissen.
Eine Taktik, die auf lange Sicht eigentlich nicht aufgehen kann. Immer wieder treffe ich zwar Lufthansa Kunden, die sich über den tollen Service der Lufthansa freuen. Das sind allerdings normalerweise Business- oder First Class Kunden und selbst die würden die Lufthansa nicht als sympathische Marke bezeichnen.
Mittlerweile ist die Gefahr einer Insolvenz immerhin erstmal gebannt, weshalb wohl letztlich auch alle Kunden ihr Geld zurück bekommen werden. Für manche Reisebüros kommen diese Zahlungen allerdings zu spät.
Lufthansa Ticketpreise:
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Ich frage mich warum es auch Ewigkeiten dauert die Meilen von stornierten Prämienflügen zu erstatten. Ich warte schon Ewigkeiten auf meine 55.000 Meilen. Sollte doch eigentlich nur ein Mausklick sein oder?
Eigentlich schon, vor allem weil Miles & More ja eine eigenständige Gesellschaft ist.